Die am meisten gewählte Form der frühen außerfamiliären Betreuung ist die Kita. Hier werden Kinder ab der 8. Lebenswoche bis zum Schuleintritt betreut. In Deutschland werden bislang wegen des bis zu 14 Monate laufenden Elterngeldes nur zwei Prozent der Babys in Kitas oder Krippen betreut, bei den 1-jährigen sind es aber schon 37%, bei den 2-jährigen fast zwei Drittel – so die Zahlen des Statistischen Bundesamts im Jahr 2019.

Es gibt insgesamt große Unterschiede: Verschiedene Träger und Konzepte, Einrichtungen der Stadt, konfessionell gebundene Einrichtungen, freie Träger, betriebliche Einrichtungen und Elterninitiativen machen ein buntes Bild, die Höhe der monatlichen Aufwendungen ist ebenso ganz unterschiedlich. 

Auch wie die einzelnen Gruppen und Gruppengrößen in den einzelnen Kitas und Krippen aufgeteilt sind, bestimmt jede Einrichtung selbst entsprechend ihres Konzepts. Der Fachkraft:Kind Schlüssel (also um wieviele Kinder sich ein:e Betreuer:in durchschnittlich in einer Gruppe kümmern muss) variiert bei den unter 3-jährigen von Bundesland zu Bundesland und auch innerhalb eines Bundeslands kann der Betreuungsschlüssel unterschiedlich gut sein. 

Es gibt dabei geschlossene, halboffene und offene Konzepte. Offene Arbeit in der Kita wurde ursprünglich in den 1970igern entwickelt und ist ein inklusives und partizipatives Konzept, in dem die Selbstbestimmung der Kinder gestärkt werden soll, Kinder sollen sich frei bewegen und ihren individuellen Bedürfnissen folgen dürfen. Zum einen wurde das Konzept ursprünglich für ältere Kinder entwickelt – zum anderen werden aktuell Gruppen häufig deshalb geöffnet, um Personalmangel auszugleichen, was gerade für die U3-jährigen zu erhöhtem Stress führt und mit dem Ursprungskonzept wenig zu tun hat. 

Kita und Krippe sind eine ortsgebundene Betreuungsform. Das bedeutet, dass der Betreuungsort und der Betreuungsrahmen vertraglich fest vereinbart sind, jedoch die jeweiligen Betreuungspersonen – so z.B. auch die jeweiligen Bezugserzieher:innen wechseln können. Eine konstante Bezugsperson, die jeden Tag für das Kind in der Gruppe anzutreffen ist, ist für eine gute Eingewöhnung und den Aufbau einer Bindung jedoch unerlässlich, in einer Kita aber nicht unbedingt gewährleistet. Häufig kommt es noch während der Eingewöhnung zur Abwesenheit der Bezugserzieher:innen, was diese erschweren kann. Im Durchschnitt kümmert sich ein:e Erzieher:in um 4,3 Kinder im Alter unter drei Jahren. Durch Fluktuation, Krankheit, Urlaub, administrativen Tätigkeiten und Elterngesprächen liegt die Anzahl der Kinder auf eine:n Betreuer:in meist deutlich höher. Die wissenschaftliche Empfehlung lautet, dass maximal drei Kinder auf eine konstante Betreuungsperson kommen sollen, um das Mindestmaß an Stressvermeidung anbieten zu können. 

Was bedeutet eigentlich Stress?

„Nach einer einfachen Definition liegt Stress dann vor, wenn die Anforderungen an das Individuum seine vorhandenen Bewältigungsmöglichkeiten überschreiten. Dies trifft schon bei den allerjüngsten Kindern zu, vor allem auch im Bereich der sozialen Interaktion. Fühlt ein Kind sich überfordert, so kommt es für die Dauer dieses Zustands zu einer gesteigerten Ausschüttung des Stresshormons Cortisol in der Nebenniere.“ (Rainer Böhm, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Schwerpunkt Neuropädiatrie)

Um den Stress in der frühen Betreuung für die Kinder zu minimieren – völlig eliminieren lässt er sich nicht – fordert die Gesellschaft für frühkindliche Bindung für die frühe Betreuung in Kitas, Krippen aber auch in der Tagespflege u.a. diese Rahmenbedingungen: 

  • Beginn der außerfamiliären Betreuung möglichst erst ab 24 Monaten für wenige Stunden am Tag. 
  • Verlängerung des Elterngeldes auf mindestens 2 (besser 3) Jahre. (Man bedenke, dass ein Krippen-Platz derzeit ca.1300€ im Monat kostet – reine Betriebskosten)
  • Rahmenbedingungen, welche die Grundbedürfnisse der Kinder berücksichtigen: Bei den U3-Jährigen bedeutet das z.B. möglichst keine Betreuer:innenwechsel, eine Gruppengröße von 6, höchstens 8 Kindern und einer realen Erzieher:innen-Kind-Relation von höchstens 1:3.
  • Mehr finanzielle und soziale Anreize für Väter, die Versorgung und Erziehung der Kinder mit zu verantworten im Sinne eines neuen Rollenverständnisses und einer WIRKLICH geteilten Elternzeit.
  • Entwicklungspsychologische Begleitung und Beratung von Müttern/Vätern zur Stärkung ihrer Elternkompetenz von der Schwangerschaft an.
  • Leichterer Zugang zu praktischen Hilfen, wie Haushaltshilfen für Notsituationen und erziehungsbegleitende Familienhilfen.
  • Flexible Arbeitszeiten von Arbeitgeber:innenseite, wie Erleichterung von Teilzeitarbeit für Eltern (vor allem auch für Väter, derzeit sind nur rund 7 Prozent der erwerbstätigen Väter in Teilzeitarbeit, bei den Müttern sind es mit 65 Prozent ungleich mehr!) und Karriereschutz.
  • ENDLICH verbesserte Arbeitsbedingungen für pädagogische Fachkräfte.
  • Nicht Herabsetzung des Berufs durch den Einsatz ungelernter Aushilfen, sondern echte Anreize, in diesem gesellschaftsprägenden Beruf arbeiten zu wollen.