Kleine Kinder wechseln ständig zwischen Zuständen, in denen sie ausgeglichen sind und Zuständen, in denen sie aus dem Gleichgewicht geraten sind. Kinder lernen voneinander, wenn sie im Gleichgewicht sind. Jedoch bricht diese Möglichkeit weg und die Verständigung reißt ab, wenn Interessen und Bedürfnisse in Konflikt geraten. Ein Interessenkonflikt, z.B. das gleiche Spielzeug haben zu wollen, lässt sich seitens der Kinder nur so lösen, dass der Stärkere gewinnt. Die Verlierer geraten dadurch aus dem Gleichgewicht.

Kleinkinder können ihre Bedürfnisse und Erregungen gegenseitig noch nicht regulieren, im Gegenteil, belasten sie sich häufig gegenseitig damit. Daher brauchen sie einen reifen Erwachsenen, der als Bezugsperson ihre Mitteilungen erkennt und erfühlt und sie gegebenenfalls aus dem „sozialen Feuer“ holt. Sie müssen die angemessene Antwort finden, die den kindlichen Zustand mildert.

Damit erhält das Kind nicht nur eine Besserung, sondern es nimmt auch eine Beziehungserfahrung und ein Modell auf, das für das innere Gefühl im späteren Leben eine immense Bedeutung hat: Es gibt jemanden, der mich wahrnimmt und versteht. Ich kann etwas bewirken. Es gibt Hilfe und Hoffnung. Es lohnt sich, dass ich mich mitteile. Die so erfahrene sichere Bindung führt zu Urvertrauen.

In der Kleinkindergruppe der Kita können die Erwachsenen, die in den meisten Fällen mehr als die für unter 2-jährige Kinder empfohlenen 3 Kinder pro Betreuungsperson zu betreuen haben, diese Hilfen häufig nicht ausreichend geben. Das Kind als eines unter vielen kann sich bei ihnen nicht emotional rückversichern. Dann entsteht ein Stresspegel, in Studien durch den Cortisolspiegel nachgewiesen, der sich im chronischen Fall nachteilig auf die lebenslang wichtige Stressverarbeitungsfähigkeit mit Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit auswirken kann. Häufig sind die Folgen beim kleinen Kind noch nicht offensichtlich, denn Kinder haben enorme Fähigkeiten, sich anzupassen, auch wenn sie innerlich in Not sind und unter Stress stehen. Ihr „stilles Leiden“ entgeht oft der Aufmerksamkeit der Erwachsenen.